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Zusammenfassung

Nach dentalen Traumata und insbesondere nach Luxationsverletzungen kann es zu einer Ankylose kommen. Diese nimmt langsam oder schnell zu und führt schlussendlich zum Verlust des betroffenen Zahns. Sofern sich der Patient noch im Wachstum befindet, kommt es durch die Ankylose zur Infraposition des verletzten Zahns. Aus demselben Grund, nämlich um ein Implantat in Infraposition zu vermeiden, wird eine implantologische Behandlung erst empfohlen, wenn das Wachstum des Alveolarkamms abgeschlossen ist. Zum Ersatz von ankylosierten permanenten Zähnen, die in der Kindheit oder im frühen Jugendalter verloren wurden, ist in ausgewählten Fällen der kieferorthopädische Lückenschluss oder die Autotransplantation eines Prämolaren das Verfahren der Wahl. Für andere Fälle gibt es verschiedene interzeptive Behandlungsoptionen, die bei einer Ankylose den Dimensionsveränderungen des Alveolarkamms entgegenwirken und das Hart- und Weichgebe erhalten sollen. Dazu gehören die Dekoronation, die Sandwich-Osteoplastik und der Erhalt des Alveolarkammes. In diesem Artikel werden die klinischen Szenarien beschrieben, in denen die jeweiligen Behandlungsansätze infrage kommen. Außerdem wird ein Entscheidungsbaum vorgestellt, der bei Nachweis einer Ankylose angewandt werden kann.

Epidemiologie

Weltweit haben mehr als eine Milliarde Menschen ein dentales Trauma erlitten. Die Prävalenz beträgt für die Milchzähne 22,7 % und für die bleibenden Zähne 15,2 %. Damit nehmen dentale Traumata den fünften Platz auf der WHO-Liste der häufigsten akuten bzw. chronischen Erkrankungen und Verletzungen ein (Petti et al. 2018). Männer sind häufiger betroffen als Frauen (1,5 : 1), und die meisten dentalen Traumata des bleibenden Gebisses treten im Alter von 8–12 Jahren auf (Skaare & Jacobsen 2003). Mehr als 75 % der dentalen Traumata betreffen die oberen Frontzähne und somit den allgemein als ästhetische Zone bezeichneten Bereich (Skaare & Jacobsen 2003).

Glücklicherweise haben die meisten dentalen Traumata bei korrekter Diagnose und Behandlung eine gute Prognose (www.dentaltraumaguide.org). Allerdings treten bei der Heilung von Luxationsverletzungen wie Avulsionen und Intrusionen besonders häufig Komplikationen auf (Andreasen et al. 2006).