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Zusammenfassung

Zahnärzte stehen oft vor der Entscheidung, ob sie parodontal kompromittierte Zähne extrahieren oder erhalten sollen. Extraktion und Implantation gelten zwar als eine bequeme und schnelle Lösung, dieser Artikel wird jedoch aufzeigen, dass die Evidenz für die Vorteile dieses Ansatzes gering ist. Die Autoren betonen den Wert parodontal kompromittierter Zähne und unterstreichen, wie wichtig es ist, das Bewusstsein für die potenziell guten langfristigen Ergebnisse fragwürdiger Zähne zu schärfen. Sie erörtern, wie unter den richtigen Voraussetzungen, wie der parodontalen Erfahrung und Expertise des behandelnden Arztes, strategischem Wert des Zahns sowie guter Langzeit-Compliance und Mitarbeit des Patienten, Implantate auch weiterhin als Ersatz für fehlende Zähne, nicht aber für parodontal kompromittierte Zähne in Betracht gezogen werden können.

Einleitung

Die Parodontitis ist eine der häufigsten Erkrankungen der Mundhöhle. Sie entsteht durch eine Dysbiose im oralen Mikrobiom, führt zum Verlust der parodontalen Stützgewebe (Tonetti et al. 2018) und geht unbehandelt mit einem hohen Risiko für Zahnverluste einher. In fortgeschrittenen Fällen (Abb. 1) sieht sich der Zahnarzt mit Situationen konfrontiert, in denen er entscheiden muss, ob er parodontal kompromittierte Zähne extrahieren und ersetzen oder erhalten sollte. In diesem Review-Artikel sollen erläutert werden: i) der Wert parodontal kompromittierter Zähne, ii) die Vor- und Nachteile von Extraktion und Erhalt und iii) die klinischen Szenarien und damit zusammenhängende Faktoren, die schlussendlich zur Entscheidung führen.

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Abb. 1a: Foto einer 35-jährigen Patientin mit einer generalisierten Parodontitis (Stadium III, Grad C) und zahlreichen Zähnen mit fraglicher Langzeitprognose
Abb. 1b: Röntgenbild einer 35-jährigen Patientin mit einer generalisierten Parodontitis (Stadium III, Grad C) und zahlreichen Zähnen mit fraglicher Langzeitprognose
Abb. 1a Abb. 1b