Die implantologische Therapie ist als vorhersagbare Behandlungsoption mit hohen Überlebens- und Erfolgsraten gut belegt. Bei Patienten mit einer anamnestisch bekannten Parodontitis ist das Risiko für das Auftreten einer periimplantären Erkrankung um den Faktor 3,3 erhöht. Ähnlich wie bei der Parodontitis sind die periimplantären Gewebe des Wirts durch die Suszeptibilität seiner Immunreaktion für eine mit Plaque assoziierte Entzündung prädisponiert, die schlussendlich zum Gewebeuntergang führt. Außerdem haben beide Erkrankungen dieselben Risikofaktoren. Sofern parodontal vorerkrankte Patienten konsequent an einem individualisierten Programm der Erhaltungstherapie teilnahmen, konnten jedoch über einen Zeitraum von 20 Jahren ähnliche Überlebensraten erzielt werden. Der vorliegende Review fasst die Evidenz zur periimplantäre Erkrankung und zum Implantatverlust bei Patienten mit bekannter parodontaler Erkrankung sowie zur Bedeutung der parodontalen und postimplantären Erhaltungstherapie zusammen.
Die Parodontitis ist eine chronisch-entzündliche bakterielle Erkrankung mit hoher Lebenszeitprävalenz (Eke et al. 2015), die zur Zerstörung des Parodonts und schließlich zum Zahnverlust führen kann. Inzwischen werden verlorene Zähne routinemäßig durch Implantate ersetzt. Dabei werden über 5–10 Jahre hohe Überlebensraten von 95–98 % erzielt (Jung et al. 2012). Abgesehen vom Überleben sind der Erfolg und die ästhetischen Ergebnisse der Implantate äußerst wichtig, die jeweils von den periimplantären Bedingungen abhängen.
Ähnlich wie bei der Parodontitis prädisponiert die Suszeptibilität der wirtseigenen Immunreaktion das periimplantäre Gewebe für eine mit Plaque assoziierte Entzündung mit nachfolgendem Gewebeuntergang, die als Periimplantitis bezeichnet wird (Berglundh et al. 2019). Auch die gut belegten Risikofaktoren der Parodontitis sind vergleichbar mit denen der Periimplantitis (Heitz-Mayfield & Lang 2010). Vor Kurzem wurden Ergebnisse nach einer Beobachtungszeit von 20 Jahren veröffentlicht, die ähnliche Überlebensraten von SLA-Implantaten bei parodontaler Gesundheit und parodontal schwer vorerkrankten Patienten zeigten, sofern eine supportive parodontale Therapie eingehalten wurde. Bei parodontal vorerkrankten Patienten mit unzureichender Compliance kam es jedoch häufiger zum Implantatverlust (Roccuzzo et al. 2022).
Diese Ergebnisse wurden 2022 von einem systematischen Review mit Metaanalysen bestätigt, der bei Patienten mit anamnestisch bekannter Parodontitis im Laufe von 5–10 Jahren ein höheres Risiko für einen Implantatverlust und ein um den Faktor 3,3 erhöhtes Risiko für eine Periimplantitis ermittelte (Carra et al. 2022).
Somit können eine aktive parodontale Therapie mit dem Ziel der Elimination von Taschen mit einer Tiefe > 5 mm und eine individualisierte supportive parodontale Therapie für lange Zeit gesunde periimplantäre Bedingungen und somit auch den Implantaterfolg sicherstellen, sofern die Implantate gemäß den aktuellen Behandlungsstandards gesetzt wurden.
Der vorliegende Artikel fasst – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – einige der grundlegenden Aspekte der periimplantären Gewebe zusammen, liefert Evidenz zur Periimplantitis und zum Implantatverlust bei Patienten mit anamnestisch bekannter parodontaler Erkrankung und unterstreicht den Einfluss einer supportiven parodontalen Therapie anhand eines klinischen Falls mit einer Beobachtungszeit von 10 Jahren.