Article

Feature Article
Zusammenfassung

Digitale Anwendungen werden in verschiedenen Bereichen der Zahnmedizin in großem Umfang eingesetzt. Ein besonderes Potenzial haben dabei die Augmented, Mixed und Virtual Reality, die zunehmend Einzug in die klinische Praxis der implantologischen Zahnheilkunde halten. Inzwischen werden Augmented-Reality-Brillen bei computergestützten implantologischen Eingriffen verwendet, um radiologische Daten auf das Operationsfeld zu projizieren. Zukünftig könnten Augmented-Reality-Brillen verwendet werden, um Echtzeitinformationen aus der dynamischen Navigation direkt auf den Operationsbereich zu übertragen. Durchsichtige Head-mounted Displays sind die am häufigsten verwendeten Mixed-Reality-Geräte und besonders gut geeignet für den Einsatz in Klinik und Ausbildung. Mit ihrer Hilfe lässt sich die Präzision von Implantationen erhöhen, indem anguläre, apikale und koronale Abweichungen im Vergleich zum freihändigen Vorgehen verringert werden. In der Implantologie könnten halbtransparente Head-mounted Video-Displays als Virtual-Reality-Geräte während der Behandlungsplanung die Kommunikation zwischen Patient und Zahnarzt erleichtern. Außerdem könnten sie zur Ausbildung und Schulung eingesetzt werden, beispielsweise um die Anatomie des Wurzelkanals zu lernen. Der vorliegende Artikel liefert einen Überblick über die Einbindung der Augmented, Mixed und Virtual Reality in die Implantologie und zahnmedizinische Ausbildung und gibt Empfehlungen zum aktuellen und potenziellen Einsatz derartiger Geräte.

Einleitung

Mit Beginn des digitalen Zeitalters hat in der Human- und Zahnmedizin einen Paradigmenwechsel hin zum Einsatz digitaler Instrumente und Anwendungen stattgefunden, die neue Möglichkeiten eröffnen. Gute Beispiele für die zunehmende Verbreitung digitaler Anwendungen in der Implantologie sind „Smile Design”, „virtuelle Patientensimulationen“ und das „digitale Wax-up“. Allerdings mangelt es aufgrund der Neuartigkeit dieser Technologien an wissenschaftlicher Evidenz.

Die dreidimensionale (3D) Bildgebung, das intraorale Scannen (Morales-Vadillo et al. 2019) sowie das Computer-aided Manufacturing haben die Behandlungsqualität deutlich verbessert. Diese Technologien werden nach und nach in die zahnmedizinischen klinischen Protokolle integriert. Dabei müssen verschiedene wichtige Indikatoren, wie die Behandlungsqualität, die Präzision der Implantation, die bessere Kommunikation mit dem Zahntechniker und dem Patienten, Zeiteffizienz, Gesamtkosten, Erfahrung des Operateurs und Patientenzufriedenheit, berücksichtigt werden (Romandini et al. 2023). Unabhängig davon sollte bei der Einbindung neuer digitaler Instrumente immer wieder ein sorgfältiger Vergleich mit etablierten klinischen Standards erfolgen, um einen stimmigen Übergang von den konventionellen zu den digitalen Ansätzen zu gewährleisten (Li et al. 2024). Die Übergangsphase bei der Einführung modernerer Instrumente sollte möglichst reibungslos verlaufen.

Computersimulationen besitzen ein bemerkenswertes Potenzial und wurden bereits erfolgreich in viele chirurgische Disziplinen und Ausbildungen integriert (Co et al. 2023; da Silva et al. 2022; Leger et al. 2017). Augmented und Virtual Reality (AR/VR) bilden die technologische Basis für die Überlagerung verschiedener Bilddateien, die Schaffung nicht invasiver Simulationen und virtueller Zahnarztpatienten und ermöglichen dadurch den Vergleich unterschiedlicher Ergebnisse vor einem klinischen Eingriff. Durch eine AR-Brille lassen sich beispielsweise radiologische Daten während einer Implantation direkt über dem Operationsfeld darstellen. Dadurch fällt der ständige Blickwechsel zwischen den Navigationsdaten auf dem Monitor und dem Operationssitus weg und werden Chirurg und Assistenz seltener unterbrochen (Sadilina et al. 2024). Mixed Reality Displays (Al Omran et al. 2020) können ebenfalls während einer Implantation zur computergestützten Navigation verwendet werden. VR-Brillen könnten als Hilfsmittel für den Unterricht in einer sicheren virtuellen Umgebung eingesetzt werden, insbesondere an dreidimensionalen Anatomie- und Zahnmodellen, wodurch sich die Zahl der in der Lehre benötigten Leichen und extrahierten Zähne verringern würde (Abb. 1).

open_in_full
Abb. 1: Darstellung der Definitionen von Augmented, Mixed und Virtual Reality

Aufgrund der Vielfalt neuer Technologien im Bereich der Computersimulationen und der Heterogenität der Terminologie in der vorhandenen Literatur ist das Ziel dieses Artikels, aktuelle und relevante wissenschaftliche Informationen über den Einsatz von Augmented-, Mixed- und Virtual-Reality-Geräten in der implantatbezogenen Zahnmedizin und der zahnmedizinischen Ausbildung aufzuzeigen und strukturierte, praktische Empfehlungen für den aktuellen und potenziellen Einsatz dieser Geräte zu geben.